„Mit Mut und großem Gestaltungswillen – für Frauenthemen aktiv“
Edith Memmel [Kreisrätin von Bündnis 90 Die Grünen Kronach] berichtet über ihre politische Gremienarbeit als Frau und verrät welche Frauenthemen sie am meisten bewegen.
Den März zum Frauenmonat machen und mit verschiedensten Aktionen die aktuellen Herausforderungen und Facetten des Frauseins im Netz sowie auch in den analogen Medien in den Mittelpunkt stellen. Dieses Ziel hat sich eine Gruppe engagierter Grüner Frauen mit Unterstützung des Bezirksverbands der Grünen Oberfranken gesetzt. Teil dieser Aktion ist auch eine vierteilige Interview-Serie, in der jeden Freitag im März eine engagierte Frau im Mittelpunkt steht. Die Interviews nehmen dabei verschiedenste Fragestellungen zu Thema Frausein in den Blick. Den Anfang macht Edith Memmel, die bereits seit 1996 Kreisrätin der Grünen in Kronach und seit letztem Jahr auch zweite weitere Stellvertreterin des Landrates ist. Außerdem war sie von 1986-1990 Mitglied des bayrischen Landtags und für insgesamt 16 Jahre Gemeinderätin in Mitwitz. Als echte Powerfrau und Grüne der ersten Stunde blickt sie auf viele Jahre erfolgreiche politische Gremienarbeit zurück. Sie will Frauen jeden Alters motivieren politisch und gesellschaftlich aktiv zu werden, sich zu solidarisieren und gemeinsam wichtige Frauenthemen weiter voran zu bringen.
Wie definierst Du Frausein?
„Ich persönlich erlebe mein „Frau sein“ als einen lebenslangen, spannenden Prozess. Meine Generation hat sich viele Freiräume erkämpft, die für unsere Mütter noch undenkbar waren. Wir können heute zwischen vielen Rollen wählen. Das ist neu. Wir müssen nur aufpassen, dass wir angesichts dieser vielen Möglichkeiten uns und die Menschen, die wir lieben, nicht überfordern. In meinem privaten und vor allem im politischen Umfeld mache ich die Erfahrung, dass Frauen mutiger sind und konfliktbereiter. Sie sind sachlicher und brauchen nicht so viel Aufmerksamkeit. Sie sind durchweg teamfähiger. Ich habe aber auch den Eindruck, dass viele junge Männer heute anders sind und nicht mehr so sehr unter dem „Platzhirschsyndrom“ leiden. Ich glaube aber auch immer noch, dass die Eigenschaften, die uns als „weiblich“ zugeschrieben werden, positiv zu bewerten sind. Empathie, Menschlichkeit, Gefühle zeigen, Fürsorglichkeit sind gute Eigenschaften. Es muss darum gehen, dass Männer diese Elemente ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln und dafür belohnt werden. Und zwar auch von Frauen, die sich in Bezug auf solche Eigenschaften nicht immer konsistent verhalten.“
Welche Frauenthemen in der Politik bewegen Dich besonders?
„Es ist skandalös, dass wir immer noch nicht die gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit haben und dass Frauen in Jobs mit einem niedrigen Lohnniveau überrepräsentiert sind. Man hat immer noch den Eindruck, dass das Lohnniveau in vielen Bereichen allein deshalb besonders niedrig ist, weil der Frauenanteil dort so hoch ist. Es ist auch problematisch, dass in vielen gesellschaftlichen Bereichen Frauen immer noch unterrepräsentiert sind. Ich bin für die Frauenquote. Die ist auf allen Ebenen ein Gewinn für alle.
Damit Frauen wirklich die Wahlfreiheit haben, ist es wichtig, dass es genügend Kita-Plätze gibt, und dass die Betreuung dort so gut ist, dass wir unsere Kinder dort ohne Sorge betreuen lassen können. Wir brauchen mehr Räume, in denen informelle Begegnungen und Gemeinschaft erfahren und gelebt werden können. Senioren und Kinder brauchen mehr Möglichkeiten der Begegnung und der Entfaltung. Das Internet ist kein Ersatz für echtes Leben und selber machen. Die Virtualisierung unserer Kultur führt dazu, dass viele persönliche, handwerkliche und soziale Fähigkeiten nicht mehr entwickelt und gelebt werden können.
Mich sorgt, dass Frauen immer stärker in die Defensive geraten, wenn sie eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen lassen wollen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Frauen wieder in die Niederlande fahren müssen, um ihr Recht auf Selbstbestimmung in dieser Frage zu leben.“
Welche Erfahrungen haben Dich in Deiner politischen Gremienarbeit als Frau geprägt?
„In der Politik ist es wichtig einen großen Gestaltungswillen zu entwickeln und nicht locker zu lassen. Man darf sich nicht so schnell entmutigen lassen und man muss bereit sein, dicke Bretter zu bohren. Man braucht aber nicht nur einen deutlichen Gestaltungswillen sondern auch Mut. Denn die Verhältnisse sind immer noch so, dass man gegen echte oder vermeintliche Hierarchien angehen muss. Es ist oft so viel einfacher und angenehmer ja zu sagen. Aber wie sagte Hannah Arendt so schön: „Niemand hat das Recht zu gehorchen.“
Das bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass man keine Kompromisse eingehen darf. Kompromisse sind ok, wenn jeder Schritt in die richtige Richtung geht. Man darf nur das Ziel dabei niemals aus dem Auge verlieren. Das ist einfacher wenn man nicht alleine ist, sondern wenn man politische Freunde und Bekannte hat, eine Gruppe von der man getragen wird, mit der man sich austauschen kann. Politik muss auch Spaß machen dürfen. Und vor allem brauchen wir altersdurchmischte und geschlechterdurchmischte Gruppen. Wir müssen die jungen Frauen fördern und ihnen so früh wie möglich Raum geben.“
Weitere Infos zum Aktionsmonat und verschiedenste Onlinebeiträge rund um das Frausein gibt es auf den Social-Media-Kanälen der Grünen Oberfranken sowie aller teilnehmenden oberfränkischen Kreisverbände der Grünen.
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