„Ressourcen sparen ist das Motto der Zeit“
Plädoyer für handwerkliche Berufe / Wenn die gute Arbeit machen ist es das Geld wert
Mitwitz – „Die handwerkliche Arbeitskraft ist die Arbeitskraft, die total nachhaltig ist. Sie verhindert dass irgendwo Rohstoffe aus dem Boden geholt werden unter welchen Bedingungen auch immer“, machte der Ingelheimer Handwerksmeister Heinrich Jung (Bündnis 90/Grüne) bei einer Veranstaltung der Mitwitzer Grünen deutlich. Jeden letzten Freitag im Monat soll hier eine Möglichkeit in der Mitwitzer „Alten Schule“ geboten werden, bestimmte Sachen zu reparieren.
Unser Land verliere immer mehr Handwerker, obwohl diese dringend benötigt werden. „Nachwuchs ist dringend erforderlich. Handwerker ist ein toller Beruf“, berichtete Elektrikermeister Heinrich Jung aus Ingelheim, www.blitzblume-ingelheim.de , der das Prinzip „Erhalten durch Reparatur“ schon seit fast vierzig Jahren mit seinem Reparaturservice „Blitzblume“ betreibt. „Ich lebe mein Leben lang davon und habe viel Spaß.“ Viele sind einfach für Handarbeit geschaffen.
„Was kann ich als Elektromeister für den Umweltschutz machen?“, fragte sich Grünen-Gast Heinrich Jung vor 40 Jahren, als er Elektromeister wurde. Er wollte schon damals etwas verändern hin zu Nachhaltigkeit. „Reparieren geht vor Wegwerfen“ war das Motto. 1983 gründete er in Augsburg die „Blitzblume“: Blitz für Elektrohandwerk, Blume für Ökologie. „Ich will die Nutzungszeit von Geräten verlängern, damit Rohstoffe erhalten bleiben und geschont werden.“ In Ingelheim – zwischen Mainz und Bingen – baute er eine neue „Blitzblume“ auf.
Verbraucher aufzuklären und ihnen die Möglichkeit zu bieten, überhaupt etwas zu reparieren ist seine Sache. Aufmerksam machen wie viel unnötiger Schrott als Sonderangebot verkauft wird eine andere. Etliche alte Geräte versagen erst nach Jahrzehnten den Dienst, was deren Qualität bezeugt. Vor vier Jahren kam der SWR mit einem nagelneuen Mixer zu ihm, der 26,50 Euro gekostet hatte. Heinrich Jung nahm ihn auseinander und sah ein schlechtes Kunststoffgetriebe. Dieser Mixer knetete 3,5 Minuten lang Blätterteig und das Getriebe war zerstört und der Knethaken in der Mitte durchgebrochen. Angesichts der Haltbarkeit war dieser Billigmixer der teuerste auf der ganzen Welt.
Elektromeister Heinrich Jung repariert in seiner Werkstatt gegen Geld, aber einmal im Monat ehrenamtlich. „Natürlich ist das Reparatur-Cafe nicht dafür gedacht, Handwerkern etwas wegzunehmen.“ Diejenigen die noch reparieren muss man päppeln. „Zu denen darf man etwas hinbringen und richtig Geld hinterlassen“, sagte Heinrich Jung. „Wenn die gute Arbeit machen ist das Geld nicht rausgeschmissen.“
Oft sind Akkus Schwachpunkt von Geräten. Firmen wie akkutauschen.de bieten Alternativen. Oft ist nach zwei Jahren der Akku eines E-Bikes kaputt, stellte Edith Memmel fest. Der Akku kann eingeschickt werden und es gibt verschiedene Anbieter.
Beim Reparatur-Cafe versuchen Menschen mit Erfahrung, etwas zu reparieren und länger nutzbar zu machen. Ehrenamtlich wird hier geholfen. Sachen zu reparieren und länger nutzbar zu machen. Das Beste wäre Menschen selbst in die Lage zu versetzen mehr zu reparieren. Rund 50 Prozent der gebrachten Geräte können vor Ort repariert werden. Es gibt aber auch hoffnungslose Fälle und solche, wo Teile besorgt werden müssen.
Grünen-Bundestagskandidat Johannes Wagner hat sich die Schonung unserer Ressourcen auf seine Agenda geschrieben. In seinem Studium habe er oft Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet. Nachts war er dabei, Lebensmittel aus den Müllcontainern zu holen. „Ressourcen sparen ist das Motto der Zeit.“ Wir haben neben der Klimakrise noch viele andere Probleme. So wie wir derzeit mit unserer Erde und der Nutzung unserer Ressourcen umgehen kann dies nicht lange gut gehen. „Dinge die es gibt so lange nutzen wie möglich“ forderte Johannes Wagner.
Es gibt Länder, die Steuern auf Reparaturdienstleistungen erlassen. Thüringen ersetzt jedem Bürger und jeder Bürgerin pro Jahr ein bestimmtes Budget anteilig für Reparaturen. Deutschland müsse Vorbild sein im Aufzeigen, wie Ressourcen gespart werden können. Unsere Ingenieure und Ingenieurinnen können viele Sachen deutlich langlebiger bauen. Zu viel geht bewusst schnell kaputt. Johannes Wagner erhofft sich aus der Initiative der Mitwitzer Grünen eine Initialzündung für die ganze Region über die Parteigrenzen hinaus. „Wir können auch in diesem Bereich Nachhaltigkeit leben.“
Grünen-Kreisvorsitzende Edith Memmel dankte der Marktgemeinde Mitwitz, die für diese Initiative einen Raum zur Verfügung stellt. „Wir können dort wirklich werkeln.“
„Wir wollen jeden letzten Freitag im Monat ab 17 Uhr vor oder im 2. Stock der Alten Schule von Mitwitz treffen, um den Gedanken des Reparierens vorwärts zu bringen“, erklärte Sarah Sonanini vom Grünen Ortsverband Mitwitz. „Wir werden immer eine Woche vorher auf unserer Internetseite der Grünen Kronach veröffentlichen, welcher Bereich angeboten wird.“ Wenn es klappt sind nächstes Mal Fahrräder Thema, auch mal Reparaturen an Kleidung. Gefragt sind auch handwerklich geschickte Menschen, die aktiv zum Reparaturangebot beitragen können. „Reparieren macht mindestens so viel Spaß wie kaufen und hinterher fühlt man sich viel zufriedener.“ rg
Info
Mitwitz – Immer am letzten Freitag im Monat wird es in der „Alten Schule“ von Mitwitz ein Reparaturcafe geben. Nächster Termin ist der 24. September. Was repariert wird veröffentlichen die Mitwitzer „Grünen“ jeweils rund eine Woche vorher auf der Kronacher Grünen-Homepage. Es hängt auch davon ab welche Experten sich zur Verfügung stellen. Wer hier mitwirken möchte ist herzlich willkommen. Nachfragen sind auch bei Sarah Sonanini, sarah.sonanini@gruene-kronach.de möglich.
Reparaturtreff die nächsten Termine:
24.September 2021
29.Oktober 2021
26.November 2021
ab 16Uhr
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