Kronach – Junge Menschen sind zunehmend interessiert und engagiert für unser aller Zukunft. Der immer sichtbarer werdende Klimawandel und eine viel zu lange Tatenlosigkeit gerade der großen Politik. Mit Jugendlichen im Gespräch bleiben und dies intensivieren möchten die „Grünen“ vom Kreisverband Kronach.
Deshalb lud „Bündnis 90/Die Grünen“ Jugendliche in das Jugendzentrum Struwwelpeter in Kronach zu einem Politiktalk ein. „Wir möchten ergebnisoffen miteinander reden, Gedanken austauschen von A wie Artensterben bis Z wie Zukunft, voneinander lernen, den anderen verstehen und nach Wegen suchen, wie wir junge Positionen in die Kommunalpolitik einfließen lassen können“, erklärte Grünen-Vorstandsmitglied Franz Köstner.
Der Zeitpunkt war wohl nicht so glücklich gewählt, denn gern wären noch mehr Jugendliche gekommen, allein neun meldeten sich persönlich ab. Immerhin gelang ein Auftakt für gemeinsame Veranstaltungen und Gesprächsrunden mit der Jugend. Eine und welche Parteizugehörigkeit spielen bei den gesprächsrunden keine Rolle. „Umso bunter und angeregter werden die Diskussionen“, meinte Franz Köstner.
Angeregt wurde ein halbtägiger Umweltgipfel in Kronach, eventuell Anfang September. Es wäre eine Veranstaltung mit Fachleuten. Auch solche auf die sich die Schülerinnen und Schüler von „Fridays for future“ beziehen.
Ein Jugendlicher fragte, warum der Stadtrat nicht einmal später tagen könnte als 16 Uhr. Stadtrat Peter Witton erklärte, dass oft sehr lange getagt werde und Sitzungen bis in die Nacht hinein nicht sinnvoll seien.
Der 32-jährige Peter Müller ist vor zwei Jahren nach seinem Studium in seine Heimatstadt Kronach zurückgekehrt. Er interessiert sich besonders für den Klimaschutz, aber auch für vieles andere. Peter Müller arbeitet als Elektroingenieur in Bayreuth beim Stromnetzbetreiber „Tennet“. Bei vielen in Kronach aufgewachsenen komme nach einiger Zeit der Wunsch, wieder in die alte Heimat zurückzukehren. Da stellten sich die Fragen, wie man eine geeignete Arbeit findet und eine Wohnung. Wie bekommt man Kronacher zurück? Dies wäre eine wichtige Frage für die Politik.
Grundsätzlich habe er nichts dagegen wenn fahren künftig teurer wird, aber welche alternativen Ansätze gebe es hinsichtlich Mobilität. Wie schafft man Mobilität im Landkreis? Gerade in den Abendstunden? Wie kommt man aus Teuschnitz abends wieder heim? Er wohnt in der oberen Stadt, da kann man ganz gut leben. Es ist aber nicht einfach eine Mietwohnung zu finden. Er selbst ist vor allem interessiert an bundespolitischen Themen.
Bei „Tennet“ ist er für das Stromengpassmanagement zuständig; etwa wenn Windkraftanlagen abgeschaltet werden müssen weil nicht genug Leitungskapazität da ist. „Wie kriegen wir ein Energiesystem der Zukunft hin das funktioniert?“ Auch lokal gibt es jede Menge zu tun.
Er sieht jeden Tag dass wir Stromtrassen brauchen. Viele Kraftwerke nahe den Produktionszentren werden künftig ersetzt. Das Netz muss immer mehr hin und hertransportieren weil Energie immer weiter entfernt produziert wird. Das Netz dazwischen ist noch nicht so da. Klar, niemand mag eine Leitung bei sich haben.
Kreisrat Dr. Matthias Rudolph erläuterte, dass die hiesigen Grünenvertreter vor allem kommunalpolitisch aktiv sind. Was soll getan werden um die Interessen von jungen Leuten zu erfahren und einzubinden?
Als Themen, die bei jungen Menschen Fragen aufwerfen, zeigten sich Arbeitsplätze, Wohnraum, Mobilität, gibt es Radwege, wie komme ich abends heim, Kitaplätze. Die Interessen unterscheiden sich je nachdem ob jemand noch in der Schule ist, in Ausbildung oder eine junge Familie hat.
Kreisvorsitzende Edith Memmel wies darauf hin, dass manche jüngere Leute auch andere Wohnformen suchen, etwa eine Ökosiedlung.
„Bei der Stadt Kronach höre ich sehr wenig von all diesen Fragestellungen“, wandte Franz Köstner ein. In Kronachs Innenstadt fallen ihm leere Geschäfte auf: zwölf leere Geschäfte in kleinem Umfeld. Wie erleben junge Menschen die Stadt?
Ein junger Mann aus Steinbach am Wald beklagte, dass dort ein Basketballplatz durch ein Beachvolleyballfeld ersetzt wurde. In Kronach und manchen Gemeinden gibt es allerdings Möglichkeiten, ohne Vereinsmitgliedschaft Sport zu treiben, wurde erklärt.
„Vereine sind ganz wichtig in den Orten, meinte Franz Köstner. „Sie leisten enorm viel. Es gibt viele qualifizierte Verantwortliche, ob sportlich oder kulturell. Jugendliche sollten sich bei Fragen und Wünschen auch an Jugendbeauftragte der Gemeinden wenden, riet Edith Memmel. Sie setzt viel Hoffnung auf das Mobilitätskonzept des Landkreises.
Das Aussterben der Innenstädte brachte Franz Köstner zur Sprache. Immer mehr Einkäufe erfolgen im Internet. Gerade viele Junge bedauern die Leerstände, kaufen aber umso mehr im Internet ein. Wie können wir Jugendlich zum einkaufen in die Städte bringen? „Man muss Überzeugungsarbeit leisten“, meinte Odette Eisenträger-Sarter. Es muss deutlich werden dass das Hin- und Herschicken der Waren klimaschädlich ist, betonte Edith Memmel.
Bei der Ansiedlung des ersten Kronacher Supermarktes hätte man vorgeben können, dass dort innenstadtnah verkaufte Sachen nicht angeboten werden dürfen, blickte Franz Köstner zurück. Und natürlich nicht nur in Kronach. Wir müssen mehr über die Generationen miteinander Klartext reden und einander zuhören. Dann können alle voneinander lernen, lautete ein Fazit. rg
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