„Wenn man am Markt bleiben
will muss man sich verändern“
Grüne informieren sich bei Schweinezüchter Klaus Siegelin / Faszinierender Einblick
Tiefenklein – Grüne und Landwirte merken, dass die Zeit eine Zusammenarbeit aller braucht, gleich ob Bio oder konventionell und Politik. Nur gemeinsam kann erfolgreich Zukunft gestaltet werden. Verschiedene Landwirte gewähren Einblicke in ihre hochprofessionelle Arbeit und faszinieren mit ihrem Einsatz und Können. Jetzt wurde der Schweinezuchtbetrieb der Familie von Klaus Siegelin besucht.
Der Familienbetrieb der Siegelins blickt auf eine lange Geschichte zurück. Er existiert seit 1704. Fünf Generationen haben ihn Schritt für Schritt aufgebaut und immer wieder den aktuellen Marktbedürfnissen angepasst. Nach dem Krieg war es ein klassischer Mischbetrieb, dann ein reiner Milchviehbetrieb. Seit 1992 konzentrieren sich die Siegelins auf die Ferkelerzeugung. Klaus Siegelin, stolzer Vater von drei Töchtern, hat den Betrieb 2002 von seinen Eltern übernommen und konsequent weiterentwickelt.
Am Ortsrand von Tiefenklein wurde ein neuer Stall gebaut und weiter entwickelt. „Ich baue gern und brauche eine Herausforderung“, erklärte der begeisterte Landwirt. „Wenn man am Markt bleiben will muss man sich verändern.“ Mit im Boot sind sein Vater, der heuer 80 Jahre alt wird und ein Auszubildender.
Die Muttersauen sind derzeit alle in der alten Hofstelle. Wenn die Ferkel alt genug sind und von ihrer Mutter weg kommen werden sie zum neuen Stall gebracht. Hier werden sie aufgezogen und mit 30 Kilogramm verkauft. Gemästet wird in Tiefenklein seit einem Monat nicht mehr weil der Stall umgebaut wird.
Künftig sollen die hochträchtigen Sauen aus dem alten Hof herauf gefahren werden in die neue Anlage. Hier werden sie in neugeschaffene Ablagebuchten gebracht, die hoffentlich den neuen Vorschriften entsprechen, wenn sich denn der Bundesrat doch einmal einigen kann. Die Abferkelbuchten im Altgebäude waren ein Manko der Anlage, erklärt Klaus Siegelin. Als diese vor 20 Jahren gebaut wurden passten sie, weil damals die Tiere auch noch kleiner waren und die Leistung – also Zahl der geborenen Ferkel – noch kleiner war.
Herzstück der neuen Anlage ist eine Futtermischanlage. „Unsere Schweine bekommen immer nur frisch angemischtes Futter“, erklärt Klaus Siegelin. In jedem Trog erkennt ein Sensor, wenn der Trog leer ist. Im PC steckt eine Futterkurve, die exakt entsprechend des jeweiligen Körpergewichts und Alters die jeweils passendste Futtermischung und Futtermenge zur Verfügung stellt.
„Wir wissen mittlerweile, was ein Ferkel jeweils am Besten verdauen kann und braucht. Wir tun alles damit die Verdauung funktioniert.“ Nach zwölf Wochen erreichen die Ferkel die 30 Kilogramm. Die Züchter wollen jeweils eine effiziente Verdauung erreichen. „Alles was wir verfüttern ist auch für Menschen genusstauglich“, zeigte der Landwirt. So wurde etwa die Beimischung von den Besuchern Waffelmehr probiert.
Ein Schwein rotiert durch unterschiedliche Abteile. Nach dem Trennen der Ferkel kommt eine Muttersau in das Abdeckzentrum bis zum Feststellen der Trächtigkeit. Im Wartebereich ist sie vom 28. Trächtigkeitstag bis zum 110. Trächtigkeitstag. Dann kommen die Sauen in die Abferkelbucht. Hier bringen sie ihre Ferkel zur Welt und bleiben 28 Tage dort. Die Ferkel werden nun getrennt, die Muttersauen kommen wieder ins Deckzentrum und der Kreislauf beginnt von vorne. „Es ist ein Drei-Wochen-Zyklus, so dass wir sieben Sauengruppen haben.“
Deutlich wurde, dass enorm viel Arbeit nötig ist, um die Schweine gesund zu erhalten und die Ferkel aufzuziehen bis sie an die Mäster weitergegeben werden können.
Dass die Schweinefleischerzeugung von der Kalkulation her sehr knackig ist, aber doch noch einigermaßen rentabel liegt am Wissen. Es ist sehr genau bekannt, welches Futter und welche Futterzusammensetzung im jeweiligen Alter vorteilhaft und am Gesündesten für die Tiere ist bis hin zum optimalsten Vermahlungsgrad. Stress kann vermieden werden.
Die Siegelins nutzen in hohem Maß Photovoltaik zur Energieversorgung. Auf 85 Hektar Ackerbaufläche wird ausschließlich Futter für die Schweine produziert.
Es ist schon einige Zeit her, als Grünen-Kreisvorsitzende Edith Memmel hier eine Ausbildung absolvierte. Sie bedankte sich für den umfassenden Einblick in Betrieb, Abläufe und Schwierigkeiten und bedankte sich mit einem Schweine-Salzstreuer aus ihrer Töpferei. rg
Politik ist gefordert
Tiefenklein – Ärgerlich für die Schweinezüchter ist, dass eine Einigung auf gesetzliche Richtlinien sich ständig verzögert. Die Länder-Agrarministerkonferenz einigt sich einfach nicht. Beim letzten Treffen sah alles nach einer Einigung aus. Einige brachten aber weitere Themen hinein wie Anträge zur Rinderhaltung. „Die hätte es einfach nicht gebraucht“, meinte Klaus Siegelin. Er ist auch stellvertretender Kreisobmann des Kreisverbands Kronach, Vorsitzender der oberfränkischen Rapserzeugergemeinschaft und Bezirksvorstand des Fleischerzeugerrings. „Wir Landwirte machen es so wie wir denken dass es unseren Tieren richtig gut geht“, unterstrich Klaus Siegelin. „Aber das nimmt uns niemand mehr ab.“ rg
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