Geistiges Fastfood
Wir alle sind schon gespannt, was sich in Kronach ändern wird, wenn wir Hochschulstandort werden. Spannende Innovationen, junge Menschen mit Energie und Ideen, noch vielfältigere Freizeitangebote vielleicht? Studentenstädte zeichnen sich auch immer durch eine interessante Gastronomie- und Kneipenszene aus. Kronach hat in Stadt und Land bereits eine Menge zu bieten, wenn es um Kulinarik und Kultur geht – darauf können wir wirklich stolz sein, denn für die überschaubare Größe unserer Heimatregion gibt es eine Menge Menschen, die sich für besonders hochwertiges, lokal produziertes Essen und Trinken begeistern. Dabei spielt bei verschiedenen Initiativen und Unternehmen im Landkreis die Nachhaltigkeit, aber auch die Liebe zu Handwerk und Tradition eine große Rolle – man denke an die vielen Brauereien, direktvermarktenden Landwirte, liebevoll geführten Cafés bis hin zur weltbekannten Pralinenmanufaktur. Man kann sich im besten Sinne sattessen – und das gilt für alle Geldbeutelgrößen, welche bei Studenten ja bekanntlich meist eher im schmaleren Spektrum angesiedelt ist.
Und da geht es jetzt um die Wurst – bzw. den Burger. Was wir und die neuen Studenten hier in unserer Genussregion Oberfranken nun wirklich weder brauchen noch wollen, sind Filialen multinationaler Fastfood- (oder Fast Fashion-)Ketten. Deren am anderen Ende der Welt produzierter Billigfraß ist so gesundheitsschädlich wie ressourcenfressend. Billig ist dabei meist außerdem nur die Herstellungsweise und der Arbeitslohn der Angestellten, so dass für die Manager von Burger King, KFC und Co. möglichst viel übrig bleibt – die Käufer zahlen im Verhältnis viel Geld für miese Qualität. Den Körper nährt dieses Essen schon gleich gar nicht – Brainfood für Denker und Erfinder sieht ganz bestimmt anders aus (Stichwort geplanter Studiengang „Innovative Gesundheit“!). Wer sich mit den Studenten von heute auskennt, weiß längst, dass für sie anderes attraktiv ist als Masse statt Klasse. Anstatt das Ansiedeln von noch mehr gleichförmigen, qualitativ minderwertigen Angeboten zu fördern, böte die neue Hochschule auch bei der Verpflegung eine Chance auf echte Neuerungen. Warum nicht ein Gastroangebot aus der Region auf den Campus setzen – Weiderindburger aus Frankenwaldtälern, frische lokale Salate und Hanf-Erdäpfel-Süppla mit Brot vom echten Bäcker, klingt das nicht wunderbar? Auch für Süßschnäbel und Vegetarier, von denen es unter den heutigen Studenten jede Menge gibt, kann man sich Entsprechendes einfallen lassen. Das Wissen, die Ideen und das Handwerk dazu haben wir doch! Eine Kooperation mit hiesigen Gastwirten, Imbißbetreibern, Bauern oder Metzgern stieße ganz sicher sowohl bei Bürgern, Studenten aber auch bei der bayerischen Staatsregierung auf offene Ohren – so dass mithilfe der guten Verbindungen von unseren Lokalpolitikern bestimmt mit einer Förderung zu rechnen wäre. Schließlich böte sich eine einmalige Chance, Kronachs ganz besondere Spezialitäten noch bekannter zu machen, lokale Kleinunternehmen zu unterstützen und ganz nebenbei mittels Regionalität und Saisonalität noch die Natur zu schonen. Sich stattdessen lautstark zu freuen, dass Kronach jetzt bald großstädtischer wird, indem gesichtslose Fastfooderzeuger bei uns Einzug halten, ist genauso ein armseliger Witz wie das Kokettieren mit dem Bau möglicher Hochhäuser in unserem herrlichen Frankenwald.
Die Attraktivität Kronachs beruht auf dem Engagement seiner Bürger und der wildromantischen Natur, und bald auch auf dem Status als Wissenschaftsstadt. Liebe Politiker – macht das nicht kaputt, sondern schaut nach vorn. Fastfoodketten sind von vorgestern!
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