Rundgang Naturnaher Wirtschaftswald

Es sind die Waldbesitzer die massiv CO2 binden.

Vogtendorf – Rund ein Drittel der Landfläche in Deutschland ist mit Wald
bedeckt. Dieser erfüllt vielfältige Funktionen für Mensch und Umwelt. Eine
ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Waldbewirtschaftung soll diese
Funktion jetzt und zukünftig erhalten und sicherstellen, unterstreicht das
Umwelt Bundesamt.
Von Kindesbeinen an ist Hans Beetz (66) mit den Eltern in den im
Familienbesitz befindlichen Wald gegangen und erlebte hier das Wachsen und
die Gefahren für diesen Ökoraum. Gerne führt er Interessierte bei einem
Rundgang in seinen naturnahen Wirtschaftswald und erklärt die vielfältigen
Bemühungen, den Waldaufbau möglichst vielfältig und stufig zu gestalten.
Interessierte aus dem Grünen-Kreisverband Kronach um Vorsitzende Edith
Memmel tauchten in diese wunderbare aber auch stark gefährdete Welt ein.
In seinem Besitz befinden sich fünf Hektar Wald, die um das Jahr 1900
begründet wurden: mit Kiefer und Schwarzkiefer, Fichte kam nach und nach
auch dazu. 1959 machten die Eltern einen kleinen Kahlschlag für einen
Stallbau. Die Wiederaufforstung gestaltete sich schwierig. Seit Mitte der
70er Jahre flogen auch viele Samen von Laubbäumen an: Eiche, Ulme,
Hainbuche, Feldahorn hatten jedoch keine Überlebenschance aufgrund des
Wildverbisses. Hier wünscht sich Hans Beetz auch heute mehr Verständnis und
Zusammenarbeit.
„Wir versuchten schon ab den 70er Jahren den Wald umzubauen, ganz intensiv
seit den 90er Jahren. 1981 ereignete sich ein schlimmer Schneebruch. Es
folgte der Kampf gegen die Kiefernborkenkäfer und das erfolglose auspflanzen
der Lücken mit Fichte. 1985 wurde auf Anraten eines Forstmannes ein
Schutzzaun errichtet und nochmals mit Fichten ausgepflanzt und bei der
Gelegenheit auch ein großer Anteil an Laubhölzern zum Umbau in einen
Mischwald mit eingebracht. Es folgte 1990 noch eine
Mischwalderstaufforstung, danach nur noch Laubholzaufforstungen mit kleinen
Anteilen an trockenheitsverträglichen Nadelbäumen, alles mit Zaunschutz.
Ziel ist es eine Dauerbewaldung zu erreichen, das heißt: auf der ganzen
Fläche Bäume vom Keimling bis zum Alter 150 Jahre und mehr stehen zu haben
und man hat die Möglichkeit jährlich ernten zu können. Aufgrund der hohen
Wildbestände eine schwierige Angelegenheit. Die Natur belohnte ihn letztlich
für viele Schwierigkeiten.
Dabei zeigt Hans Beetz die Vorteile von natürlichem Samenanflug. Die sich
selbst entwickelnden Pflanzen sind robuster als angepflanzte. Leider
schmälern die Probleme mit Wild und Trockenphasen den Erfolg. Sonst würden
viel mehr Bäume in höherer Größenordnung in seinem Wald stehen. Bei kleinen
Pflänzchen ist an vielen Stellen deutlich der Verbiss zu sehen.
„Anscheinend begreift es der Mensch nicht anders“, blickt Hans Beetz auf die
vielen Kahlschläge in Teilen unseres Landes. In vielen Waldstücken müssen
die Bäume vorzeitig abgesägt werden. Bei der anschließenden Waldverjüngung
durch Anpflanzung gehen enorm viele Jungbäumchen ein weil sie zu wenig
Wasser bekommen.
Es sind die Waldbesitzer die massiv CO2 binden, erläutert Hans Beetz. Im
Wald wird jede Menge CO2 gespeichert, selbst wenn Holz zum Heizen genutzt
wird, denn dadurch bleiben Öl und Gas im Boden. Langfristig wird CO2 in
Bau- oder Möbelholz gebunden. Noch viel mehr Produkte aus Holz könnten für
den Innenausbau verwendet werden. Deshalb die Frage: Wie können die
Waldbesitzer am CO2-Preis beziehungsweise am CO2-Zertifikatehandel
teilhaben? Warum werden Nebennutzungen nicht mehr beachtet, beispielsweise
Christbaum- und Schmuckreisigproduktion?
Waldumbau muss sein, machte der Waldbesitzer deutlich. Es reicht bis in die
80er Jahre zurück, als viele Fachleute dies schon damals anstrebten. Das
„Waldsterben“ war ein wichtiges Thema. In Kronach gab es ein Aktionsbündnis
mit jungen Menschen, die sich das auf die Fahnen geschrieben hatten.
Zielführend sieht Hans Beetz kleinflächige Durchmischungen von Baumarten.
Langfristige CO2-Speicherung etwa in Bau- und Möbelholz sollten bezuschusst
werden. Weiterhin wünscht er sich, mehr Verständnis für die Waldeigentümer
und Waldeigentümerinnen, denen es aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen
nicht möglich war Ihren Wald umzubauen. Durch die CO2-Debatte dürfen die
sehr wichtigen Funktionen der Wälder nicht vergessen werden:
Sauerstoffproduktion, Erhalt von sauberem Trinkwasser, Kühlung unserer
Umgebung, Wasserspeicherung und –rückhalt bei Starkregen.
Es muss viel miteinander gesprochen werden, wünschte sich Edith Memmel.
„Uns Grünen ist immer wichtig, mit den Leuten vor Ort zu sprechen. In
unserer Heimat gibt es viele erfahrene Menschen mit guten Ideen. Wenn wir
diese aktiv nutzen, bringen wir unsere Region weiter“, erklärte Peter
Müller. Er dankte dem Waldbesitzer Hans Beetz seitens der Grünen für die
engagierte Führung durch den Wald.

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Heute verstehen wir unter nachhaltiger Waldwirtschaft weit mehr als die
Sicherstellung der Holzmengen. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung wird
definiert als „die Betreuung und Nutzung von Wäldern und Waldflächen auf
eine Weise und in einem Ausmaß, welche deren biologische Vielfalt,
Produktivität, Regenerationsfähigkeit und Vitalität erhält und ihre
Fähigkeit, gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche
und soziale Funktionen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu
erfüllen, gewährleistet, ohne dass dies zu Schäden an anderen Ökosystemen
führt. Dies wird aus Sicht des Umweltbundesamtes nur durch eine
umweltverträgliche, naturnahe und multifunktionale Waldbewirtschaftung
ermöglicht.

 


Waldbesitzer Hans Beetz (links) führte auf Einladung der „Grünen“
Interessierte durch seinen Wald und zeigte Schönheit und Probleme einer
nachhaltigen Waldwirtschaft auf. Viele Zusammenhänge wurden deutlich. Im
Bild, von links, Hans Beetz, Peter Müller, Joshua Pyka,
Grünen-Kreisvorsitzende Edith Memmel, Hiltrud Rudolph, Nicole und Anni
Müller, Ruth Haselmann und Stadtrat Peter Witton. Foto: Rainer Glissnik

 

Quelle:

Christian Kreuzer

Produktionsleitung

Neue Presse Coburg

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