Wanderung mit Biolandwirt Peter Heller

 

Die Landwirtschaft liefert uns die Grundlage für unsere Ernährung. Gerade in unserer Region hat sich eine enorme Leistungsfähigkeit und Qualität entwickelt, die den allermeisten Verbrauchern unbekannt ist – sowohl im konventionellen Bereich wie auch bei den Bioproduzenten. Bündnis 90/Die Grünen hatten zu einem Blick hinter die Kulissen von Biolandwirt Peter Heller und zu einem gemeinsamen Gang hinaus in die Natur eingeladen.

Marktrodach – Die Trockenheit betrifft alle Landwirte, egal ob biologisch oder konventionell wirtschaftend, erklärte der Unterrodacher Biolandwirt Peter Heller. „Heuer ist es schlimmer: Wir kommen von einem trockenen Jahr.“ Der fehlende Regen wird existentiell.

Ein Rapsfeld hat er bereits umgebrochen, weil dieses es unter den diesjährigen Bedingungen nicht schaffte. „Ich habe noch mal gesät in der Hoffnung dass es vielleicht besser wird.“ Wer mit Gedeih und Verderb allein an der landwirtschaftlichen Produktion hängt ist schlecht dran. Peter Heller hat sich in den letzten Jahren ein wichtiges weiteres Standbein aufgebaut. Er hat eine mehrstufige Reinigungsanlage für Spezialkulturen, Gemenge und gängige Druschfrüchte auf seinem Betrieb selbst entwickelt und installiert.

Ich bin Biolandwirt und habe eine Reinigung. Mittlerweile bin ich auch in der Beratung unterwegs, für Anlagenbau und für Firmen die sich im Bereich Landwirtschaft etablieren wollen.“ Im Umkreis von vier- bis fünfhundert Kilometern ist er in seinem Bereich Technologieführer. Aktuell habe er eine Produktbegleitung für eine Biobeize. Hier geht es darum Saatgut mit mechanischen und biologischen Verfahren vor Fraßfeinden zu schützen. „Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.“

Grundlage sind Herunterkühlen und Trocknen, denn Schädlinge mögen beides nicht. Ohne Reinigung und Trocknung sei vieles nicht sicher nicht lagerfähig. So alles muss schnell geschehen, gerade bei Ölfrüchten. Eine gute Auswahl an Sieben, die ständig erweitert wird, macht den Siebreiniger zum Herzstück in der Ernte. Der Windreiniger ist einer der Spezialisten im Maschinenpark. Es wird nach spezifischem Gewicht getrennt und schließlich sorgt eine weitere Anklage computergesteuert nach dem Aussehen. Mit dieser Maschine ist es möglich, vor allem kleinkörnige Saaten zu bearbeiten. Er leistet gute Arbeit bei Senf und Raps, Leindotter und Lein, Mohn und Grassamen, Klee sowie ähnlichen Früchten.

Ein Gerät zur Reinigung mit Einsätzen für Bruchkorn, Wicke und Erbse erlaubt das schonende Trennen von Gemengen. So werden selbst gleichgroße Körner mit unterschiedlichen Oberflächen automatisch getrennt. Spezifisches gewicht, Größe und Oberflächenbeschaffenheit werden hier genutzt.

Schließlich geht es auch um die allerletzten 0,5-Prozent an Inhalt, die herausgefiltert werden. „Die Königsklasse“, betonte Peter Heller. „Bei den Sachen die ich verkaufe geht es manchmal um eine Reinheit von 99,99 Prozent.“ Auf zehn Kilogramm darf maximal ein fremdes Partikelchen enthalten sein. Und selbst hier findet der Unterrodascher Biolandwirt bei verschiedenen Produkten noch eine weitergehende Lösung. Etwa wenn bei schwarzen Belugalinsen am Ende noch eine grüne Linse enthalten sein sollte kann diese durch eine optische Auslese herausgeholt werden. Diese wird dann herausgeblasen.

Heller wies auf weitere Reinigungsanlagen hin, etwa auf einen installierten Steinausleser der je nach Einstellung Steine, Metallteile und andere Störstoffe von der Charge trennt. Ein Drucktisch kann nach minimalstem Gewichtsunterschied trennen. Eine weitere Anlage ist wie eine lang gezogene Waschmaschinentrommel aufgebaut und sortiert nach Form. Neueste Erwerbung ist ein eigener Schäler, mit dem er seine Produkte nunmehr auch geschält anbieten kann.

Schließlich führte Peter Heller Grünen-Mitglieder und interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinaus in die Natur über den Kreuzberg. Hier zeigte er die verschiedensten Flächen, Grundlagen und Zusammenhänge. Oft gab es unter der Trockenheit leidende Pflanzen zu sehen. An einigen Stellen wurde sichtbar, dass die pflanzen noch Feuchtigkeit von unten finden. Andere Pflanzen entwickeln enorm lange Wurzeln.

Wichtig ist für den Biolandwirt, Unkraut nicht zur Samenreife kommen zu lassen. Um Johanni herum sei die effektivste Zeit, Unkräuter wegzubringen. Hier lohne sich eine Bodenbearbeitung am effektivsten. Die meisten Pflanzen seien dann aus dem vegetativen Wachstum heraus und gehen ins generative Wachstum, also in Richtung Vermehrung und Samenbildung. Gerade bei einem so trockenen Wetter hole die Pflanze alle Reserven aus der Wurzel zur Bildung von Nachkommenschaft. Werde in dieser Zeit die Wurzel vom Rest getrennt habe die Pflanze kaum noch Chancen, sich zu vermehren. Früher sei die Johannibrache alle drei Jahre ein bewährtes Mittel gewesen.

Wird dies bei einem Feld nötig und alles wird untergepflügt sät Heller eine Zwischenfrucht, die bis zum nächsten Jahr den Boden bedeckt. Damit bleiben die Nährstoffe erhalten und er unterstützt er auch seine Mitarbeiter Regenwurm und Co.

Wenn gesät ist lebst du damit was passiert“, erläuterte Peter Heller. In weiten Teilen muss der Biolandwirt oft zuschauen und kann nicht eingreifen, weil dies nicht mit einfachen Mitteln möglich ist oder sich nicht rechnet.“ Ein Landwirt kann nicht nur auf die aktuelle Situation schauen, sondern muss zurückschauen und in die Zukunft denken. Immer muss überlegt werden, was zur aktuellen Lage führte, was Ursache von Problemen war und wie kann dies etwa über die Fruchtfolge ausgeglichen werden. „Aber die Lernkurve muss steil sein.“ Etwa mit 40 erhält ein Landwirt den Betrieb vom Vorgänger übergeben. Bis zum 65. Lebensjahr sind es 25 Jahre. Bei einer normalen fünfgliedrigen Fruchtfolge verbleiben fünf Durchgänge um daraus zu lernen.

Heller zeigte auch zwei Stellen auf dem Kreuzberg, wo Leute wohl Grünzeug aus dem Garten ablagerten und dort für die Landwirtschaft schädliche Pflanzen einschleppten. Auf einem seiner Felder breitete sich eine solche Pflanze zunehmend aus. Wegen der Trockenheit konnte sich der ausgebrachte Hafer nicht wehren. Heller grubberte dies jetzt um, damit es heuer zu keiner Samenreife kommt. Auf Spritzmittel kann er nicht zurückgreifen.

An einer anderen Stelle am Kreuzberg schleppte jemand Japanknöterich ein, einen wahren Überlebenskünstler, der sich ein immer größer werdendes Areal sucht. „Das wird jetzt explosionsartig mehr.“

Schließlich wurde noch die ausgebrachte Blühwiese am Schulzentrum betrachtet. Vieles kam ganz gut, einiges wird aufgrund der Trockenheit im nächsten Jahr nachgesät werden.

Jemand der dies alles leistet muss wohl so voller Begeisterung sein, bedankte sich Franz Köstner. „Es war für alle eine ungemein informative Begegnung.“ rg

BerichtNatur-

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